Tiny House selber bauen (zu sehen: Hammer und Nägel)Lesezeit ca. 8 Minuten

Wege zum eigenen Tiny House Teil 1: Selber bauen

In dieser zweiteiligen Reihe möchten wir dir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, an dein eigenes Tiny House zu kommen. Die zwei grundsätzlichen Wege sind hierbei das Kaufen oder selber Bauen. Zum Kaufen erhältst du weitere Informationen im zweiten Teil:

Wege zum Tiny House Teil 2: Kaufen

Kann ich wirklich ein Tiny House selber bauen?

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Haus ist die Möglichkeit des Selberbauens bei einem Tiny House eher gegeben. Der Bauprozess ist deutlich weniger komplex und überschaubarer als bei einem großen Haus.

Es gibt bereits zahlreiche Tiny Houses in Deutschland, die teilweise von Menschen ohne nennenswerte Vorkenntnisse gebaut wurden. Einige Projekte haben wir kurz im Kosten-Artikel vorgestellt. Aber auch in zahlreichen Büchern zum Thema Tiny Houses sind Erfahrungsberichte zu erfolgreichen selbstgebauten Tiny Houses zu finden.

Das Schöne am Selbstbauen ist nicht nur die Kostenersparnis, sondern vor allem auch das befriedigende Gefühl, sein eigenes Zuhause mit den eigenen Händen zu erschaffen.

Was brauche ich zum Bauen?

Wer plant, sein Tiny House (teilweise) selber zu bauen, sollt einige Voraussetzungen mitbringen. Zunächst sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es sich hierbei um ein wirklich großes und zeitaufwändiges Projekt handelt. Lust und eine hohe Motivation allein reichen nicht aus, sind aber schon mal eine sehr gute Voraussetzung. Darüber hinaus gibt es natürlich noch weitere Aspekte.

Grundlegendes Wissen
Gerade wenn man keine Vorkenntnisse hat, sollte man sich natürlich zuvor gut über den Bauprozess informieren. Hierbei kann und sollte man auf mehrere Quellen zurückgreifen wie beispielsweise

  • YouTube
  • Bücher
  • Tiny House Workshops
  • Freunde und Bekannte mit Erfahrung

Alles möglichst verlinken (z.b. Vale DIY Buch bei Bücher -> evtl. noch besser: auf Produkte Seite mit Bücherübersicht)

Grundlegende Erfahrung
Neben dem Wissen wäre auch ein wenig handwerkliche Erfahrung von Vorteil. Daher schadet es überhaupt nicht, sich zuvor an kleineren Bauprojekten zu versuchen. Dadurch gewinnt man nicht nur erste hilfreiche Fähigkeiten, sondern merkt auch, ob das Bauen einem überhaupt liegt und Spaß macht.

Wir kennen zwar auch Leute, die zuvor nahezu nichts mit ihren Händen erschaffen haben und es trotzdem zustande gebracht haben, ein qualitativ hochwertiges Tiny House zu bauen. Dennoch würden wir eher davon abraten, ohne jegliche handwerkliche Erfahrung solch ein komplexes und großes Projekt anzugehen.

Vielleicht fragst du dich, wie du an solch ein kleines Bauprojekt kommen kannst. Hier ein paar Anregungen:

  • Baue etwas für dich oder deine Freunde
    Baue dir oder einem Freund zum Geburtstag ein kleines Möbelstück oder suche zur Inspiration im Internet nach DIY-Projekten (DIY = Do It Yourself)
  • Repariere deine Dinge selbst
    Anstatt kaputte Sachen direkt zu entsorgen und neu zu kaufen, solltest du zunächst versuchen, sie selbst zu reparieren. Das spart nicht nur Geld und ist gut für die Umwelt, sondern erhöht deine handwerklichen Fertigkeiten.
  • Schau dich im Bekanntenkreis um
    Vielleicht gibt es jemanden in deinem Bekanntenkreis, der gerade an einem eigenen Projekt arbeitet und gerne deine Hilfe in Anspruch nehmen würde. Es ist jedenfalls einen Versuch wert, sich umzuhören und ein paar Leute über WhatsApp und Co. anzuschreiben.
  • Workshops
    Natürlich gibt es auch Tiny House Workshops, die nicht nur Theorie, sondern auch Praxis vermitteln. Die Teilnahme ist zwar mit Kosten verbunden, kann einem jedoch durch die gewonnenen Einblicke und Erfahrungen Kosten während des Bauprozesses ersparen. Schließlich sinkt durch die Teilnahme an einem oder mehreren Workshops die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu begehen. In Zukunft möchten wir übrigens zu solche Workshops hier aufführen.

    Im Prinzip muss es aber auch kein Tiny House Workshop sein. Vielleicht ist es für dich einfacher, an einem Heimwerker-Kurs an der Volkshochschule in deiner Nähe teilzunehmen.

  • Volunteering
    Unser bester Tipp: Im Internet gibt es einige Portale, auf denen Stellen für freiwillige Helfer angeboten werden. Unser Favorit, mit dem wir viel positive Erfahrungen gemacht haben, ist workaway.info. Hier suchen beispielsweise private Leute wie Familien Unterstützung bei ihren Projekten. Dabei kann man auch bewusst nach Bauprojekten suchen. Das Ganze ist unverbindlich und unentgeltlich. Jedoch bekommt man Unterkunft und Essen gestellt. Bei workaway.info findet man Angebote auf der ganzen Welt. Es gibt auch kein Mindest- oder Höchstalter. Schaut euch die Seite einfach mal an.

Zeit
Das Bauen eines Tiny Houses erfordert eine Menge an Zeit. Natürlich kann man nicht pauschalisieren, wie viel Zeit genau. Das hängt schließlich von mehreren Faktoren ab, wie beispielsweise Erfahrung, Anzahl der Helfer und Größe bzw. Komplexität des Tiny Houses.

Zwei junge Tiny House Besitzer aus dem Fichtelgebirge haben für den Bau ihres großartigen Tiny Houses etwa ein Jahr gebraucht. Da aber kein guter Platz zum Unterstellen vorhanden war, konnten sie im Winter auf Grund von Kälte und Feuchtigkeit das Bauen nicht fortsetzen. Somit kamen sie auf eine durchschnittliche Arbeitszeit von etwa 4h pro Tag über ein Jahr verteilt.

Das Haus hat ürbigens eine Größe von 7 m x 2,55 m x 4 m (L x B x H).

Du solltest dir also vorher ganz genau überlegen, ob du die nötige Zeit mitbringst. Außerdem solltest du dir darüber im Klaren darüber sein, dass du in der Regel weniger Zeit für Hobbys, Familie, Freunde und andere Annehmlichkeiten haben wirst.

Platz
Wer ein Tiny House bauen möchte, der braucht auch ein Plätzchen, an dem die Arbeit erledigt werden kann. Dieser Platz sollte optimalerweise überdacht und windgeschützt sein, damit das unfertige Häuschen nicht durch Regen, Hagel oder sonstiges Unwetter beschädigt wird. Außerdem sollte man genügend Platz haben, damit man diverse Materialien zwischenlagern kann.

Wenn man selbst über keinen geeigneten Platz verfügt, kann man sich zunächst bei Freunden und Bekannten umhören. Falls auch diese einem nicht weiterhelfen können, kann man sich bei einigen Herstellern von Tiny Houses eine Halle oder Werkstatt mieten.

Werkzeug
Die wenigsten von uns werden mit den Händen sägen und Nägel in Bretter hauen können. Wenn du also nicht gerade Chuck Norris oder Wonder Woman bist, brauchst du natürlich Werkzeug.

Wenn du ein grobes Bild über die Werkzeuge erhalten möchtest, klick den Button:

Diverse Produkte direkt Affiliat verlinken oder auf Produktseite verlinken. Hier und hier gibt es Beispiele von Werkzeugen. Alternativ auf eine separate Unterseite verlinken, auf der konkrete Markennamen (Affiliate) genannt werden

  • Akkubohrschrauber mit unterschiedlichen Bits und Bohrern
  • verschiedene Schrauben und Winkel
  • guter Werkzeugkasten mit diversen Zangen, Schraubenziehern, usw.
  • Sägen: Stichsäge, Hand-Kreissäge (mit Führungsschiene), Kapp-Zug-Gehrungssäge und optimalerweise eine gute Tischkreissäge
  • Hammer: Gummihammer und Zimmermanshammer
  • Stemmeisen-Set
  • Schraubzwingen
  • eventuell Elektrotacker
  • weitere Hilfsmittel wie Maßband, Wasserwage, Universalwinkel, Unterstellböcke
  • Kaffee oder sonstige koffeinhaltige Getränke 😉

Um sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen, ist es empfehlenswert, auf qualitativ hochwertige Werkzeuge zurückzugreifen. Das heißt, du besorgst dir am besten Geräte, die auch beispielsweise Schreiner benutzen. Diese sind zwar teuer, lassen sich aber wieder gut weiterverkaufen, sofern du sie nach dem Bauprozess nicht mehr benötigst.

Freunde (optional)
Gute Freunde zu haben ist Gold wert. Vielleicht lässt sich der ein oder andere zum gelegentlichen Helfen motivieren. Schließlich handelt es sich bei dem Bau eines Tiny Houses um ein wirklich schönes und spannendes Projekt. Aber allzu sehr sollten man sich bei aller Freundschaft nicht auf diesen Faktor verlassen.

Kann ich wirklich alles selber machen?

Was den Rohbau anbelangt bzw. das Äußere des Hauses, kann in vielen Fällen sicherlich tatsächlich alles in Eigenarbeit gefertigt werden. Spezifischere Aufgaben, wie beispielsweise das Verlegen von Stromleitungen, sollten aber unbedingt von bzw. mit Hilfe eines Fachmanns erledigt werden. Möchte man es doch selbst in die Hand nehmen, sollte man es zumindest von einem Fachmann überprüfen lassen. Dasselbe gilt auch für die Installation eines Heizungssystems und des Abwassersystems.

Wenn du also nicht gerade zur Spezies der eierlegenden Wollmilchsau gehörst und (rechtlich) auf der sicheren Seite sein möchtest, kannst du nicht wirklich alles selbst machen.

Zusammenarbeit mit einem Fachmann oder Unternehmen

Wer es sich nicht zutraut, den Bauprozess selbstständig durchzuführen, kann auch von Anfang an oder für bestimmte Phasen auf professionelle Hilfe zurückgreifen.

  • Baubegleitung
    Du kannst dich beispielsweise schon während der Entwurfs- bzw. Planungsphase von einem Tischler, Zimmermann, Architekten, Tiny House Experten oder Bauunternehmen beraten lassen. Je nach Kompetenz erhälst du wertvolle Tipps, die dich vor Fehlern bewahren. Ein guter Tischler kann dich auch in späteren Phasen wie beispielsweise bei der Materialauswahl beraten.

     

    Wir denken, dass es tatsächlich gerade in der Planungsphase besonders wichtig ist, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Wenn du bereits Fehler in der Planung machst, die unentdeckt bleiben, können diese zu fatalen Folgefehlern und Frustration führen. Logischerweise ist es viel einfacher, einen Entwurf anzupassen als etwas bereits Gebautes.

  • Handwerkliche Unterstützung
    Es ist auch möglich, sich die professionelle Unterstützung direkt zu deiner Tiny House “Baustelle” zu holen. Du kannst dir beispielsweise einen Handwerker “mieten”, der zusammen mit dir anpackt. Beim Baumarkt Obi kannst du einen Handwerker auf Stundenbasis zu dir kommen lassen. Diesen Service nennt Obi “Machbarmacher “ (Affiliate Programm suchen, auch von anderen Anbietern). 

Vor- und Nachteile beim selber Bauen eines Tiny Houses

Da Selbstbauen ein großes und wichtiges Thema im Zusammenhang mit Tiny Houses ist, möchten wir hier nochmal kurz ein paar mögliche Vor- und Nachteile erwähnen:

Mögliche Vorteile
  • günstiger als Kaufen
  • vollkommene Individualität des Tiny Houses
  • befriedigendes Gefühl, sein eigenes Zuhause selbst zu erschaffen
  • einzigartige Erfahrung
  • Aneignung neuer, nützlicher, handwerklicher Fähigkeiten
  • Reparaturen am Tiny House können nach solch einem Projekt eher selbst erledigt werden (man kennt jede Ecke seines Häuschen genau)
Mögliche Nachteile
  • sehr viel Zeit und Arbeit notwendig (Einarbeitung/Erfahrungssammlung, Planung und das Bauen)
  • Gefahr der Frustration oder Überforderung während des Bauprozesses
  • nicht jeder ist körperlich im Stande, solch ein großes und anstrengendes Projekt selbst umzusetzen
  • bei manchen Bauvorgängen abhängig von externer Hilfe (z. B. Elektriker)

Zusammenfassung

Auch wenn wir der Meinung sind, dass es in vielen Fällen sinnvoll sein kann, sich sein Tiny House selber zu bauen, gibt es jedoch einiges zu beachten. So solltest du z. B. Dinge mitbringen wie:

  • grundlegende bzw. erste Erfahrungen in handwerklichen Tätigkeiten
  • ausreichend Wissen über das Tiny House Bauen
  • genügend – also viel – Zeit
  • geeigneten Platz zum Bauen (überdacht, windgeschützt etc.)
  • ausreichend und möglichst hochwertiges Werkzeug
  • und optimalerweise Freunde, die Zeit zum Helfen haben 🙂

Es kann auch hilfreich sein, von Anfang an eine Zusammenarbeit mit einem Fachmann einzugehen. Das kann beispielsweise ein Architekt oder Tischler sein, der einem stets beratend zur Seite seht. Alternativ oder zusätzlich kann man sich einen professionellen Handwerker “mieten” und zusammen Hand anlegen.

In der Regel können nicht alle Aufgaben selbst erledigt werden, wie beispielsweise das Verlegen von Stromleitungen. Hierzu sollte man einen Fachmann zu Rate ziehen.

Alternative Tiny House kaufen

Im zweiten Teil der Reihe beschäftigen wir uns mit dem Kauf eines Tiny Houses beim Hersteller. Hier gehen wir auch kurz auf die Möglichkeit ein, das Tiny House gebraucht von einer Privatperson zu kaufen.

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