Minimalismus: Mehr Leben mit weniger Besitz

Tiny House und Minimalismus – das passt wie die Faust aufs Auge oder etwas weniger schmerzhaft: wie der Topf zum Deckel. Das Leben in einem Tiny House setzt fast schon voraus, bis zu einem gewissen Grad minimalistisch zu leben. Klar, ich kann trotzdem fünf Autos, drei Handys, zwei riesige Fernseher und eine Fülle von Kleidungsstücken besitzen. Erfahrungsgemäß sieht es da aber anders aus.

Umgekehrt kann man natürlich auch minimalistisch leben, während man in einer großen Mietwohnung wohnt. Minimalismus ist also alles andere als eine strikte Religion mit festen Regeln und auch keine absolute Größe. Er ist vielmehr etwas Flexibles, an dem man sich orientieren kann.

Erfahre in diesem Artikel, welche Vorteile es haben kann, mit weniger zu leben. Außerdem erhältst du praktische Tipps für einen minimalistischen Lebensstil. Mach dich bereit, dein Leben zu vereinfachen und deine Lebensqualität mit Minimalismus zu verbessern 😉

Was ist Minimalismus?

Minimalismus – das bedeutet, sich auf das Wesentliche zu beschränken und Abschied von unnötigem Ballast zu nehmen. Es geht darum, die Dinge loszulassen, die nichts zu unserem Glücklichsein beitragen und uns stattdessen auf die Dinge zu fokussieren, die es wirklich wert sind.

Man könnte den Minimalismus als eine Lebensphilosophie bezeichnen, bei der Besitzreduktion und bewusster Konsumverzicht im Vordergrund stehen. Es geht darum, sich auf das zu konzentrieren, was für unser Leben wirklich von Bedeutung ist und sich von allem anderen zu befreien. Dies kann bedeuten, weniger Dinge zu besitzen, aber auch z.B. das Trennen von überflüssigen Verpflichtungen, um somit mehr Zeit für die entscheidenden Dinge im Leben zu haben.

Der Minimalismus ist nicht nur ein irgendein neuer, „hippsteriger“ Trend (Grüße und Respekt an alle Hipster unter uns). Es gibt diese Denkweise schon mindestens seit vielen Jahrzehnten oder gar länger. Man möge zum Beispiel an den Buddhismus denken, bei dem das Thema Anhaftung an materiellen Besitz eine wichtige Rolle spielt.

Jeder interpretiert den Minimalismus auf seine eigene Art und Weise, aber das Ziel ist dasselbe: ein bewussteres Leben führen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Übrigens propagiert ebenfalls auch der Buddhismus ein „bewussteres Leben“. Wir sehen also, es handelt sich wirklich um kein neues Phänomen.

Wie man ein minimalistisches Leben führt

Es gibt kein allgemeingültiges Patentrezept zum Führen eines minimalistischen Lebens. Wie im obigen Kapitel bereits erwähnt wurde, kann der Minimalismus sehr individuell gelebt werden. Man muss sein Leben auch nicht gleich als „minimalistisch“ deklarieren, um es sich auf die Fahne schreiben zu können. Nehme dir raus, was du brauchst und schaue, was sich gut für dich anfühlt.

Nichtsdestotrotz sollst du nachfolgend ein paar Tipps bzw. Anregungen bekommen, wie man in das Thema einsteigen könnte. Selbst wenn du nicht vorhast, minimalistisch zu nehmen, bekommst du dadurch sicherlich eine bessere Vorstellung von dem Begriff. Die Reihenfolge dieser Tipps ist übrigens nicht entscheidend.

5 Tipps für den Einstieg

1. Aller Anfang ist schwer. Mache es dir daher nicht noch schwerer. Vermeide es, zu viel auf einmal in deinem Leben verändern zu wollen. So kannst du sicherstellen, dass du nicht überfordert wirst. Du musst nicht sofort deinen halben Besitz verkaufen oder verschenken und alle Mitgliedschaften und Versicherungen kündigen. Lasse dir Zeit und erledige eins nach dem anderen. So hast du auch genügend Raum, um bewusst darauf zu achten, wie sich diese und jene Veränderung anfühlt

2. Reduziere deinen Besitz. Ein guter Anfang ist, dein Zuhause zu entrümpeln. Sieh dir deine Dinge genau an und frage dich, ob sie wirklich wichtig sind und ob du sie behalten möchtest. Du kannst dir Fragen stellen, wie z.B.
– „Bereitet mir diese Sache Freude?“
– „Wann hab ich das letzte Mal dieses Ding benutzt?“
– „Würde es das Leben einer anderen Person vielleicht mehr bereichern?“.

Entsorge Dinge, die du nicht mehr brauchst oder noch besser: spende sie an jemanden, der sie gebrauchen kann. Natürlich ist das Anziehen von Spendierhosen kein Muss. Verkaufen ist selbstverständlich auch eine sehr gute Option.

Zum wichtigen Thema Besitzreduzierung gibt es übrigens noch ein eigenes Kapitel weiter unten im Text.

3. Mache eine Liste deiner Verpflichtungen und Prioritäten. Überlege, welche Verpflichtungen dir wirklich wichtig und für dich notwendig sind und welche du abgeben, reduzieren oder gar komplett einstellen kannst.

Vielleicht gehst du einer Freiwilligenarbeit nach, die nicht deinen eigenen Interessen entspricht? Betreibst du vielleicht übertriebenes „Netzwerken“ und fühlst dich z.B. ständig verpflichtet, Familie, Freunden und Bekannten sofort auf Social Media zu antworten? Möglicherweise wird es Zeit, aus diversen WhatsApp-Gruppen auszutreten.

Auch das Reduzieren der Arbeitszeit (Stichwort: Teilzeit) ist eine valide Option, die man in Betracht ziehen sollte.

4. Konsumiere bewusst. Überlege dir, ob du wirklich etwas brauchst, bevor du es kaufst. Du könntest zum Beispiel eine Liste der Dinge erstellen, die du in nächster Zeit brauchst. Anstatt impulsiv einzukaufen, überprüfst du diese Liste einige Zeit später. Denkst du auch zwei Wochen später noch, dass du dieses und jenes unbedingt brauchst? So stellst du sicher, dass du nur das kaufst, was du wirklich brauchst und vermeidest unnötigen Konsum.

Bewusst kann auch bedeuten, ökologisch nachhaltigere Alternativen in Betracht zu ziehen, wie zum Beispiel gebrauchte Kleidung oder langlebige Produkte, anstatt billige und damit kurzlebige Sachen zu kaufen. Wenn du bewusster konsumierst, lebst du in der Regel auch bewusster und kannst einen Beitrag zum Schonen der Umwelt und natürlich deines Geldbeutels leisten.

Minimalismus heißt also nicht, dass du auf alles verzichten musst, dass du nicht zum Überleben brauchst. Wenn du dir sicher bist, dass dir ein neues iPhone für 1.200€ oder mehr einen hohen Mehrwert in deinem Leben bringt und dich irgendwie wirklich glücklich macht, dann greif zu! Vielleicht ist das sogar die bessere Variante, als ein günstiges Handy zu kaufen, dass du bereits nach einem Jahr ersetzen musst.

5. Finde Gleichgesinnte. Es kann sehr hilfreich sein, Teil einer Gemeinschaft von Menschen zu sein, die ähnliche Ziele und Werte haben. Sie können dich unterstützen, inspirieren und dir Tipps geben. Aber das reicht schon in kleinem Stile: Du könntest zum Beispiel diverse Internetforen zum Thema durchforsten oder vielleicht nach Veranstaltungen zu dem Thema in deiner Umgebung schauen. Du kannst auch eine „Meet Up“ Plattform wie zum Beispiel meetup.com nutzen, um diverse Treffen in deiner Nähe zu finden.

Die Vorteile des Minimalismus

Jeder kann andere Vorteile aus einem minimalistischen Leben ziehen. Das liegt schon daran, dass diese Philosophie eben unterschiedlich gelebt werden kann. Nachfolgend möchte ich ein paar Dinge aufzählen, die ich oft gelesen habe oder sogar aus eigener Erfahrung kenne.

1. Mehr Zeit und Freiheit: Wer sich von unnötigen Dingen und Verpflichtungen befreit, hat mehr Zeit und Freiheit für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Man kann sich mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen, mehr reisen und neue Erfahrungen machen. Weniger Besitz kann auch mehr Zeit bedeuten. Schließlich muss man sich um viele Besitztümer kümmern. Sie müssen gewartet, gereinigt, auf den neuesten Stand gebracht werden oder was auch immer.

2. Mehr Klarheit und Fokus: Durch die Konzentration auf das Wesentliche bekommt man oftmals generell mehr Klarheit und Fokus im Leben. Irgendwann weiß man ziemlich genau, was einem wichtig ist und auf was man besser verzichten sollte.

3. Mehr Geld und finanzielle Freiheit: Wer weniger konsumiert und weniger besitzt, spart automatisch Geld. Das kann helfen, eventuelle Schulden abzubauen, laufende Kosten zu minimieren und somit finanzielle Freiheit zu erlangen.

4. Mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Der Minimalismus fördert häufig einen nachhaltigen Lebensstil und ein größeres Umweltbewusstsein. Indem man weniger konsumiert und weniger Dinge besitzt, verringert man seinen ökologischen Fußabdruck und trägt zum Schutz der Umwelt bei.

5. Gesteigerte Kreativität: Minimalismus kann die Kreativität anregen, indem er dich zwingt, über den Tellerrand hinauszuschauen bzw. um die Ecke zu denken. Wenn du nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung hast, ist es wahrscheinlicher, dass dir innovative Lösungen und Ideen für diverse Lebenslagen einfallen.

Ok, aber was sagt die Wissenschaft?

Es gibt einige wissenschaftliche Hinweise dafür, dass ein minimalistischer Lebensstil zu Glück und Wohlbefinden beitragen kann. Studien deuten zum Beispiel darauf hin, dass Menschen, die weniger besitzen und in einer einfacheren, aufgeräumteren Umgebung leben, weniger Stress empfinden und insgesamt zufriedener mit ihrem Leben sind. Darüber hinaus gibt es ebenfalls wissenschaftliche Hinweise dafür, dass das Entrümpeln des physischen Raums auch den Geist entrümpeln kann, was zu besserer Konzentration, Produktivität und emotionalem Wohlbefinden führt.

Nachfolgend ein paar wissenschaftliche Artikel oder Forschungsarbeiten hierzu:

Gibt es auch Nachteile?

Wie alles im Leben kann (aber nicht muss) auch der Minimalismus Nachteile mit sich bringen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Nachteile natürlich nicht auf jeden zutreffen und dass Minimalismus für viele Menschen ein vorteilhafter und erfüllender Lebensstil sein kann.

Nichtsdestotrotz möchte ich nachfolgend einige Punkte erwähnen, die in diesem Zusammenhang auftauchen können. Sie sollten eher zum Denken anregen und nicht als absolut gültige Nachteile angesehen werden.

1. Anfängliche Investition: Entrümpeln und Organisieren deiner Habseligkeiten kann eine beträchtliche Zeitdauer und Kraft sowie eventuell auch bares Geld kosten, insbesondere wenn sich im Laufe der Zeit eine Menge Dinge angesammelt haben.

2. Mögliche Überforderung: Wenn nachhaltiges Konsumieren anstrengend und kostspielig ist, kannst du dich vielleicht überfordert oder abgespannt fühlen. Es kann auch vorkommen, dass du mehr Zeit und Anstrengung in die Suche nach geeigneten Artikeln oder Dienstleistungen investieren musst.

3. Mögliche Frustration durch Gefühl von Zwang: Wenn du häufig „Nein“ zu Dingen sagst, die du eigentlich magst oder benötigst, kannst du (unbewusst) frustriert oder unzufrieden werden. Es kann sein, dass du das Gefühl hast etwas zu verpassen oder dich selbst zu benachteiligen.

Es kann auch vorkommen, dass du dir sozusagen gezwungenermaßen etwas nicht erlaubst, dass dir eigentlich guttun oder Freude bereiten würde. Zum Beispiel, wenn du dir das neue Buch nicht kaufst, weil du der Ansicht bist, es sei unnötig oder einfach zu viel. Dabei möchtest du es eigentlich wirklich gerne haben.

4. Empfundener Mangel an persönlichem Ausdruck: Einige Leute sind der Ansicht, dass Minimalismus nicht genügend Platz für individuellen Ausdruck lässt, weil er oft Einfachheit und Neutralität betont.

5. Überbetonung materiellen Besitzes: Einige Menschen konzentrieren sich zu intensiv auf das Reduzieren ihres Hab und Gut und vergessen dabei, dass materieller Besitz nicht alles ist. Dieses Fokussieren kann anstrengend sein und dazu führen, dass man andere Aspekte seines Lebens vernachlässigt.

Wie man seinen Besitz reduziert

Wie bereits beschrieben, ist meistens die Reduzierung deines Besitzes ein wichtiger und oftmals erster Schritt zum Minimalismus. Gerade am Anfang kann das für viele richtig herausfordernd sein. Du kennst das sicher: Du hängst an bestimmten Sachen und es fällt dir total schwer, dich von ihnen zu trennen. Aussagen wie „Das kann man noch gebrauchen“ hast du bestimmt auch schon gehört. Deshalb möchte ich dir nachfolgend ein paar gängige Tipps bzw. Methoden näherbringen, um dir diese Trennung zu erleichtern.

30-Tage-Challenge

Wie wäre es zum Beispiel mit einer „30-Tage-Challenge“? Dabei wählst du eine bestimmte Rubrik deiner Besitztümer aus. Mögliche Rubriken wären beispielsweise Kleidung, Bücher oder Elektronikgeräte. Wenn du dich für eine davon entschieden hast, versuchst du dich innerhalb von einem Monat von möglichst vielen Sachen aus dieser Rubrik zu trennen. Ich bin der Meinung, dass man gut mit Kleidung beginnen kann 🙂

Mach es digital

Eine Sache, die mir persönlich sehr geholfen hat und die ich nach wie vor immer wieder anwende, ist das Digitalisieren von den Habseligkeiten. Heutzutage können viele Gegenstände wie Bücher, Musik und Fotos digitalisiert und auf deinem Computer, deinem Handy, deiner externen Festplatte oder in der Cloud gespeichert werden. Du hast einen fetten Schinken (auch bekannt als ein Buch mit vielen Seiten) bei dir herumliegen? Besorge es dir doch einfach als E-Book. Ich weiß, Haptik und Geruch eines „echten“ Buches können schon etwas Feines sein. Aber das Gewicht und der Platzbedarf von Büchern ist wirklich nicht gerade gering.

Leihen statt kaufen

Ein anderer Klassiker ist es, sich öfter Dinge zu leihen, anstatt sich diese zu kaufen. Brauchst du wirklich eine eigene Bohrmaschine, obwohl du nur zwei Mal im Jahr ein Loch in die Wand bohrst? Dann frag doch lieber deinen Nachbarn. Kein Nachbar vorhanden? Es gibt es natürlich auch diverse (online) Dienste, um sich Sachen wie beispielsweise Elektroartikel auszuleihen. Auch Autos können gemietet werden, wenn man mal eins braucht. Ansonsten steht es die meiste Zeit im Weg herum. Aber das ist ja ein etwas prekäres Thema im „autoverliebtem“ Deutschland. Jedenfalls gibt es zahlreiche Beispiele für Dinge, die man lieber leihen anstatt kaufen sollte.

Aber auch „rein physische Dinge“ können digitalisiert werden – oder zumindest fast. Du hast beispielsweise in einer Kiste ein Kuscheltier aus deiner Kindheit herumliegen, das dir am Herzen liegt? Mach mehrere Fotos davon und schenke das Kuscheltier jemandem, der noch damit spielen würde. Diese Vorgehensweise kann das Trennen von sentimentalen Gegenständen ungemein erleichtern. Außerdem freut sich das Kuscheltier sicherlich auch darüber, bespaßt zu werden, anstatt in einer dunklen Kiste zu liegen 😉

Eins-zu-Eins-Prinzip

Das „Eins-zu-Eins-Prinzip“ zählt meiner Meinung nach zu den eher strickten bzw. strengen Methoden. Jedes Mal, wenn du dir etwas Neues zulegst, gibst du etwas anderes ab. Du kaufst dir beispielsweise eine neue Sonnenbrille und verkaufst quasi gleichzeitig auf eBay deinen alten Fotoapparat, den du sowieso nicht mehr benutzt. Mit dieser Vorgehensweise stellst du sicher, dass die Gesamtzahl deiner Habseligkeiten unverändert bleibt.

Das Ganze ist übrigens nicht nur ausschließlich auf materielle Güter anwendbar. Du kannst es auch auf andere Bereiche deines Lebens anwenden. Etwas, an das man sicherlich nicht als Erstes denkt, sind beispielsweise Freundschaften. Wenn du etwas oder jemand Neues in dein Leben aufnehmen möchtest, kannst du dir überlegen, ob du eine alte Freundschaft (so schwierig es auch anfangs erscheinen mag) loslassen möchtest. Wenn wir ehrlich sind, können wir sowieso nur mit einer bestimmten Anzahl an Menschen regelmäßig Kontakt halten. Oftmals fühlen wir uns auch hierzu verpflichtet… Aus eigener Erfahrung kann ich jedenfalls sagen, dass es wirklich erleichtert sein kann, sich von manchen Freunden oder Freundinnen zu trennen.

Überstürze nichts

Sicherlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, die es dir erleichtern, dich von Sachen zu trennen. Aber bevor du dich damit verrückt machst und dir möglichst viele Methoden anliest – probier einfach mal eine davon aus. Denke auch daran, dass es sich um einen Prozess handelt. Fang also gerne klein an und lass dir genügend Zeit. Ich selbst miste auch immer wieder aus.

Bleibt noch eine Frage: Warum hat sich die Minimalistin von ihrem Freund getrennt? Weil er zu viel emotionalen Ballast hatte. (Wer es nicht bemerkt hat: Das war ein schlechter Witz)

Irrtümer

Minimalismus ist in den letzten Jahren immer populärer geworden und viele Menschen haben begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Dennoch gibt es immer noch viele Missverständnisse und Irrtümer über diesen Lebensstil, die geklärt werden sollten.

Reduzieren auf das absolute Minimum?

Einer der größten Irrtümer über den Minimalismus ist, dass er stets bedeutet, zwingend so wenig wie möglich zu besitzen und sich auf das absolute Minimum an Besitz zu reduzieren. Auch wenn ich diesen Punkt bereits angesprochen habe, möchte ich es hier nochmals beschreiben: Beim Minimalismus geht es nicht darum, möglichst wenig zu besitzen, sondern das, was man hat, bewusst auszuwählen und sich auf das zu konzentrieren, was man wirklich braucht. Man könnte auch sagen, dass es darum geht, sich von seinen Besitztümern nicht besitzen zu lassen, sondern sie bewusst und mit Bedacht auszuwählen und zu nutzen.

Minimalismus = Konsumverzicht?

Dieser Punkt ähnelt dem vorhergehenden. Da dessen Verständnis aber wichtig ist, möchte ich an dieser Stelle explizit sagen, dass Minimalismus nicht gleich Konsumverzicht ist.

Wie wir bereits wissen, ist Minimalismus eine umfassende Lebensphilosophie bzw. ein Lebensstil. Das Wort Konsumverzicht beschreibt hingegen lediglich den Verzicht auf den Kauf bestimmter Produkte oder Dienstleistungen. Daher ist der Konsumverzicht lediglich ein Teil des Minimalismus und kein Synonym für Minimalismus.

Entscheidend hierbei ist allerdings, dass der Konsumverzicht im Kontext des Minimalismus eine positive und bewusste Haltung darstellt. Der Konsumverzicht für sich genommen wird hingegen oft ausschließlich mit Verzicht und Entbehrung assoziiert. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn ich etwas dringend brauche, mir aber meine finanzielle Lage den Kauf nicht erlaubt. In diesem Fall trägt der Konsumverzicht in keiner Weise zu meiner nachhaltigen Zufriedenheit bei.

Wenn ich mich im Gegensatz dazu bewusst und „freiwillig“ gegen den Kauf eines Produktes entscheide, kann sich das sehr wohl gut anfühlen. Wenn ich zum Beispiel dem Kaufimpuls im (Online-)Geschäft nicht nachgebe, da ich weiß, dass ich das Produkt eigentlich gar nicht brauche, behalte ich die Kontrolle über mein Handeln und werde nicht von einem Impuls oder einem durch beispielsweise Werbung künstlich erzeugtem Bedürfnis kontrolliert. Weiterhin spare ich durch diesen bewussten Verzicht Geld, das ich jederzeit in etwas Sinnvolleres investieren kann, das mir mehr bedeutet oder das ich wirklich brauche.

Minimalismus und Tiny Houses

Ist dir beim Lesen des Textes vielleicht aufgefallen, wie perfekt sich die beiden Konzepte Tiny Houses und Minimalismus ergänzen? Ok, es liegt fast auf der Hand. Aber dennoch möchte ich ein paar Worte darüber verlieren.

Wie wir bereits gesehen haben, geht es im Minimalismus darum, mit weniger zu leben und Überflüssiges wegzulassen. Tiny Houses sind sozusagen die physische Verkörperung dieser Denkweise. Salopp ausgedrückt bedeutet weniger Platz schließlich automatisch weniger Zeug. Dir bleibt also kaum etwas anderes übrig, als dich auf die bedeutsamen Dinge zu konzentrieren bzw. beschränken.

Das Leben in einem Tiny House kann aber nicht nur zu einem bewussten Umgang mit dem eigenen Besitz führen, sondern auch zu einem einfacheren und nachhaltigeren Lebensstil. Auch das ist schließlich oftmals ein Ziel des Minimalismus. Tiny Houses werden oft aus umweltfreundlichen Materialien gebaut und sind energieeffizient. Sie erfordern oftmals weniger Wartung, Pflege und Instandhaltung als größere Häuser. Somit kann dir mehr Zeit und Geld für andere Annehmlichkeiten bleiben, was ebenfalls ein wichtiger Punkt des Minimalismus ist.

Außerdem kann ein Tiny House auch zu einer größeren finanziellen Freiheit führen. Tiny Houses sind in der Regel viel preiswerter als herkömmliche Häuser. Sie erfordern in der Regel weniger monatliche Ausgaben, wie zum Beispiel bei der Stromrechnungen und den Wartungskosten. Das bedeutet, dass du mehr finanzielle Mittel hast, die du in Erfahrungen und Beziehungen investieren kannst.

Apropos Freiheit: Die mit dem Minimalismus verbundene Flexibilität stellt für viele Menschen einen wichtigen Punkt dar. Schließlich bindet Besitz und folglich bindet weniger Besitz auch weniger – man wird also flexibler und somit freier. Ein Tiny House kann dieser Flexibilität die Krone aufsetzen. Denn im Grunde genommen ist man mit einem Tiny House (bis zu einer gewissen Grenze) mobil und kann mit dem gesamten Haus umziehen.

Fazit

Ganz schön lang ist der Artikel geworden, das können wir auf alle Fälle schon mal festhalten 😉

Wie wir gesehen haben, ist der Minimalismus nicht nur ein Trend oder eine Modeerscheinung. Er ist vielmehr eine Lebensweise, die viele Vorteile für unser körperliches und geistiges Wohlbefinden haben kann. Indem wir unsere Leben von Ballast befreien, schaffen wir mehr Raum und Zeit für die Dinge und Menschen, die uns Freude und Erfüllung bringen.

Dabei gibt es keine pauschale Lösung für ein minimalistisches Leben. Was für den einen funktioniert, kann für jemand anderen absolut der falsche Weg sein. Der Schlüssel ist, die richtige Balance und den richtigen Weg für dich zu finden. Betrachte den Minimalismus nicht als strenge Regeln, sondern als eine Einstellung, die dich ermutigt, Prioritäten in deinem Leben zu setzen.

Sofern du dein Leben minimalistischer gestalten möchtest, musst nicht direkt alles umkrempeln. Picke dir einfach ein paar Dinge raus, die sich für dich gut anhören und probiere sie einfach aus.

Daher bleibt mir nichts weiter zu sagen als: Viel Spaß und Erfolg beim „minimieren“ 😉

Schreibe einen Kommentar