Tiny House Traum auf Eis: Wenn Hindernisse den Weg versperren

Kürzlich wurde ich über die Tiny House Helden Website von Matthias kontaktiert, der sich zusammen mit seiner Freundin den Traum vom eigenen Tiny House erfüllen wollte. Leider lief das Vorhaben nicht wie geplant, da es einige Hindernisse gab. Matthias war so nett und hat seine bisherigen Erfahrungen im folgenden Beitrag geschildert. Viel Spaß damit!

Bitte beachtet: Wie gesagt, es handelt sich hierbei um persönliche Erfahrungen und daraus resultierende persönliche Meinungen.

Rechtliche Unsicherheiten und Ämter

Nach langem Hin und Her, Abwägen, hoch und runter, haben wir unser Tiny House Projekt nun vorerst komplett auf Eis gelegt. Es waren und sind einfach zu viele Hindernisse und vor allem unkalkulierbare Risiken damit verbunden.

Im Wesentlichen geht es immer um den Grund und Boden. Zum einen ist die Rechtslage zur Errichtung oft nicht ganz klar. Es existieren zwar Bebauungspläne, aber die regeln das auch nicht immer eindeutig. Das führt dazu, dass sich seitens der Ämter überhaupt keiner aus dem Fenster lehnt. Mit den Erfahrungen, die wir mit Behörden des Öfteren machen mussten, landet man in so einer Situation komplett in der Sackgasse. Keiner entscheidet, aber wenn du es dann selbst in die Hand nehmen willst, dann hast du in jedem Fall ALLE gegen dich. Denn wie etwas NICHT geht, das wissen in unserem Land ja immer sehr viele. Nur wie es geht, eher nicht…

Vertriebsprobleme und kurzfristige Gewinnabsichten

Das Zweite ist der Vertrieb an sich. Den Tiny House-Herstellern ist das oben Genannte Schnuppe. Die wollen nur ihr Produkt verkaufen. In dieser Hinsicht ähnelt der kommerzielle Tiny House-Markt stark dem Autohandel. Kurzfristiger Gewinn steht über allem. Dies steht jedoch der Investition in ein (Tiny) Haus eigentlich diametral gegenüber, wo es doch um Langlebigkeit und langlebige Kundenbeziehungen geht. Insofern ist in meinen Augen der Vertrieb hier viel zu kurz gedacht. Mit Blick auf ein zukünftiges Aftersalesgeschäft, eher schädlich. Hersteller mit strategischem Marketing erkennen das früh und diversifizieren ihr Geschäft.

Bodenbeschaffenheit und Gewährleistungsprobleme

Das Dritte ist schließlich die physische Beschaffenheit des Bodens bzw. des Untergrundes. Wie der hergerichtet werden muss und soll, dafür übernimmt im Prinzip keiner eine Gewährleistung. Zwar findet man schon so die eine oder andere Firma, die dir den Boden irgendwie herstellt. Aber eine Gewährleistung übernimmt keiner. Auch deren Haftpflicht nicht. Das Thema ist einfach zu unbekannt. Und wenn man es am Ende selbst macht, dann bleibt eben auch das gesamte Risiko bei einem selbst hängen. Das wird besonders heikel, wenn der Untergrund nicht ideale Voraussetzungen hat, wie z. B. leichte Hanglage oder, wie bei uns hier oben – Märkischer Sand…

Investitionsüberlegungen und zukünftige Pläne

In der Gesamtgemengelage passt das alles nicht so richtig zu einem Investment von ca. 70.000 €.

Na klar, man kann alles irgendwie „hin friemeln“, so à la Bauwagen Deluxe. Im kommerziellen Tiny House-Bereich sehen wir hier jedoch große, wenn nicht sogar an der einen oder anderen Stelle, unkalkulierbare Risiken.

Dennoch wollen wir das Projekt noch nicht abschließend verwerfen. Es passt nur nicht unter diesen Rahmenbedingungen bzw., anders formuliert, es müssen schon sehr günstige Rahmenbedingungen herrschen.

Auf der Suche nach geeigneten Grundstücken und Gleichgesinnten

Wir sind nun ab jetzt nicht mehr sonderlich ambitioniert unterwegs, aber wir schauen von nun an nach links und rechts nach geeigneten Grundstücken. Wo der Bebauungsplan hinhaut und wo auch sämtliche Medien vorhanden sind. Und dann am besten mit Gleichgesinnten.

So wird dann aus Bauwagen Deluxe – Wagenburg Deluxe… Das passt auch zu unserer eigenen persönlichen Entwicklung. (Matthias)

Was können wir aus dieser Erfahrung lernen?

Leider bestätigt diese Erfahrung eine Sache: Der Weg zum Tiny House ist oftmals alles andere als einfach! Nichtsdestotrotz wollen wir nachfolgend ein paar weitere, mögliche Punkte bzw. Tipps auflisten.

Recherche und Planung: Bevor man in ein Tiny House-Projekt investiert, kann man sich kaum intensiv genug mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Bauvorschriften auseinandersetzen. Hierbei kann die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Architekten, Tiny House Besitzern oder Ähnlichem sicherlich sehr hilfreich sein. Aber wenn sich die Ämter querstellen, wie bei hiesiger Erfahrung, kann es trotz Expertenrat schwierig werden, zum Ziel zu gelangen.

Wahl des Herstellers: Bei der Auswahl eines Tiny House-Herstellers solltest du natürlich nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auch auf die Qualität UND die Unternehmensphilosophie achten. Ein Hersteller, der an langfristigen Kundenbeziehungen interessiert ist und auf nachhaltige Lösungen setzt, wird eher bereit sein, dich bei der Überwindung von Hindernissen zu unterstützen. Aber hierbei muss man zugegeben, dass es nicht einfach ist, diesen letzten Punkt zu evaluieren…

Gemeinsame Projekte: Die Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten ist eine gute Möglichkeit, Risiken zu minimieren und Synergien zu nutzen. Gemeinsame Projekte bzw. Vorhaben können die Kosten für Infrastruktur und Grundstücke senken. Vor allem aber kann man voneinander lernen und Probleme gemeinsam zu lösen.

Flexibilität notwendig: Bei der Planung und Umsetzung eines Tiny House-Projekts ist es wichtig, flexibel zu bleiben und sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen zu können. Du solltest bereit sein, deine Pläne zu überdenken und gegebenenfalls Alternativen in Betracht zu ziehen.

Geduld (!): Die Realisierung eines Tiny House-Projekts kann sich oftmals als langwieriger und komplexer Prozess herausstellen. Daher ist es enorm wichtig, Geduld zu haben und sich darauf einzustellen, dass es Rückschläge geben kann oder besser gesagt, geben wird. Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als die Motivation und den Enthusiasmus für das Projekt nicht zu verlieren, sondern weiterhin nach Lösungen suchen. Klar, leichter gesagt als getan. Irgendwann kann man das Gefühl haben, gegen eine Wand zu fahren. In solch einem Fall ist es sicherlich sinnvoll, das Ganze vorerst auf Eis zu legen und durchzuatmen.

Realistische Erwartungen: Stell dich von Beginn an darauf ein, dass die Realisierung eines Tiny House-Projekts Zeit, Geduld und Anpassungsfähigkeit erfordert und Rückschläge mit sich bringen wird. Mit einer realistischen Erwartung kannst du dich besser auf die Herausforderungen vorbereiten und dich darauf einstellen.

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